Jimmy MacDonald Der Qualitätsanspruch Disneys in der guten alten Zeit war enorm hoch. Die Zeichner suchten permanent nach der künstlerischen Realität, während nebenan hochbegabte Musiker und Tontechniker für zauberhafte Untermalungen sorgten und wiederum "ein Zimmer weiter" charismatische Sprecher die Figuren mit Leben füllten. Doch die Geschichte wäre nicht komplett ohne den Mann, der sein Leben den eher unbeachteten Geräuscheffekten gewidmet hatte. Und dass sie unbeachtet blieben, ist gut, denn dadurch zeigt sich, wie gut Jimmy MacDonald seinen Job eigentlich gemacht hat. |
James G. MacDonald kam, der Name lässt es erahnen, in Schottland zur Welt, und zwar im malerischen Dundee an der britischen Ostküste. Viel gesehen hatte der gute Junge jedoch nicht davon, denn bereits im Alter von einem Monat musste er hilflos zusehen, wie seine Eltern mit ihm nach Amerika immigrierten. Und so wuchs Jimmy bei Philadelphia auf ... in der Nähe der US-Ostküste. Der technisch versierte Junge machte einen Fernkurs Abschluss als Ingenieur und hielt sich nebenbei als Kohleschipper eines Raddampfers buchstäblich über Wasser. Obwohl die große Depression Amerikas noch nicht ausgebrochen war, verschlug es den jungen Jimmy quer durch den Staat, bis er 1927 einen Job beim Engineering Department Burbank in Kalifornien bekam. Kurioserweise bescherte ihm 1934 nicht sein technisches Wissen, sondern sein Hobby einen Anruf aus den Disney-Studios. Als Schlagzeuger einer Band wurde MacDonald als Backgroundmusiker für einen Micky Maus Cartoon engagiert. Es sollte der Beginn einer glorreichen Karriere werden.
Jimmy sah hier seine Chance, die Erfahrungen am College in vollen Zügen zu nutzen. Er übernahm nach und nach die Geräusch-Abteilung, die zu der Zeit noch sehr unausgereift gewesen war. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte und baute er die unglaublichsten und unmöglichsten Apparaturen, um Loks zum Tuten, Autos zum Quietschen und Feuerholz zum Knistern zu bringen. In sogenannten Foley Sessions wurden sämtliche Geräusche einer Zeichentricksequenz zusammen aufgenommen, während ein Sound Director wie ein Dirigent das Ganze überwachte. Der Aufwand, den das Team teilweise betrieb, war dermaßen immens, dass man sich manchmal wirklich fragen musste, warum Disney sich nicht echte Lokomotiven ins Studio holte.
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1946 wurde Macdonald ins Büro seines Chefs zitiert. Disney ließ seinen Soundtüftler ein paar Sätze sprechen und ernannte ihn ohne großes Trara zu seinem Nachfolger als offizielle Stimme der Micky Maus. Walt selbst war zu der Zeit viel zu beschäftigt gewesen, um diesen Job weiter ausführen zu können. Über die Jahrzehnte hinweg entstand in den Tiefen der Disney Studios ein technisches Archiv, das bis heute seinesgleichen sucht. Ein jeder muss sich wirklich einmal die Mühe machen und sich bei einem Disney Klassiker der 70er Jahre nur auf die Geräusche zu konzentrieren und diese danach mit den elektronisch hergestellten Klangkulissen anderer Zeichentrickfilme dieser Dekade zu vergleichen - dann wird einem bewusst, wie sehr Disneys Liebe zum Detail auch hier stets zum Ausdruck gekommen ist.
1966 fand Wayne Allwine seinen Weg zu Disney. Er arbeitete in der Postabteilung, dann bei den Requisiten und verließ etwas orientierungslos fast schon wieder die Company. Doch er bekam noch einmal eine Chance und ging bei Jimmy MacDonald in die Lehre. Eine weise Entscheidung, wie sich bald herausstellte. Allwine wurde Sound Director und übernahm später auch die ehrenvolle Aufgabe, Micky Maus in den Achtzigern stimmlich wieder auferstehen zu lassen. So kam es schicksalsgewollt dazu, dass er sich mit Russi Taylor, der Stimme von Minnie Maus, verheiratete. In den Achtziger Jahren wurden die Foley Sessions drastisch zurück geschraubt. Immer mehr wurden auch natürlich vorkommende Sounds aufgenommen. Für Jimmy war dies das Signal, endlich seine wohlverdiente Rente anzutreten. Wayne blieb und schaffte es im Jahre 2001, für die Wochenshow "House of Mouse" wieder verstärkt auf das alte Material seines Mentors zurück zu greifen. Jimmy MacDonald starb am 1. Februar 1991, zwei Jahre später wurde er posthum zur Disney Legende erklärt. Wayne Allwine erfuhr diese Ehrung noch zu Lebzeiten, und zwar im Jahre 2008. Er erlag im Jahr darauf einem Diabetes-Leiden, am 18. Mai 2009.
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