Synchronarbeit ist für die zuständigen Regisseure bestimmt kein Zuckerschlecken. Neben der ohnehin schon filigranen Arbeit, den Schauspielern passgenau deutsches Wortgut in den Mund zu legen, müssen teilweise auch Passagen für das deutsche Verständnis umgebastelt werden, wenn z.B. anderssprachige Gags und Anekdoten hier nur auf Unverständnis stoßen würde. Trotzdem soll die Authentizität des Originals möglichst gewahrt bleiben. Dem Dialogregisseur bleibt da kaum Spielraum für Eigenkreativität. Mit der britischen
Crime-Reihe Die 2 und den saloppen Sprüchen von Roger Moore und
vor allem Tony Curtis änderte sich das radikal. Die für deutsche Verhältnisse recht
langweilige TV-Serie wurde unter der Hand von Dialogmaestro Rainer Brandt zu einem
Leckerbissen der hiesigen Bildschirme. Rigoros wurde die Originaltonspur einfach in die
Ecke gepfeffert und gegen dialektbehafteten Straßenjargon, Berliner Rotzschnauze und
intellektueller Halbblödelei ausgetauscht. Die Programmanstalt ZDF weigerte sich
zunächst, diese Form der Verballhornung zu veröffentlichen. Erst als Karl-Heinz
Brunnemann, ein alter Freund Brandts und seines Zeichens Leiter eines Synchronstudios,
Rainer Brandt den Auftrag für eine lokalisierte Anpassung gab und diese, wenn auch mit
leichten Bauchschmerzen, vom ZDF abgesegnet wurde, war der Weg geebnet.
Rainer Brandt (geb.: 19. Januar 1936 in Berlin)
Disney-Sprechrollen :
Prinz Philipp - Dornröschen
Ausgebildet an der Max-Reinhardt- Schule war Brandts
Schauspielkarriere im Rückblick kaum der Rede Wert. Dabei wusste der eigentlich ganz
schön telegene Akteur in Filmen wie Wenn
die Heide blüht, Die Fastnachtsbeichte (beide 1960), Das Riesenrad (1961) oder dem Jerry-Cotton-Krimi Die Rechnung - eiskalt serviert (1966) sowohl handwerklich als auch optisch zu überzeugen ...
"Mephisto in Aspik" kalauert Rainer Brandt jetzt über sich und die alten
Zeiten. Die Erfolge seiner Synchronarbeit verschafften ihm unlängst ein eigenes Studio,
dass er mit fröhlicher Hand in Kleinmanchow, Berlin regiert. Sein loses Mundwerk kam
natürlich nicht von ungefähr, war er doch jahrelang im engeren Kontakt zur Berliner
Kabarett-Szene, ganz besonders Grenzgeschmack-Satiriker Wolfgang Neuss.
Die Synchronrollen Rainer Brandts erstrecken sich über Elvis Presley (als Feststimme), John Lennon in den Beatles-Spielfilmen, gelegentlich Oliver Reed, Cliff Robertson, Marcello Mastroianni, sowie fast jeden Bösewicht in den Karl May Spielfilmen, vorzugsweise Mario Adorf. Witzigerweise sprach er auch schon einmal den Schauspieler James Cromwell (Eine Leiche zum Dessert), der anschließend von Brandts langjährigem Weggefährten bearbeitet wurde :
Lothar Blumhagen (geb.: 16. Juli 1927 in Leipzig, gest.: 10. Januar 2023 in Berlin)
Disney-Sprechrollen :
Erzähler - Taddäus Kröte (1. Synchro) Erzähler div. Disney-Cartoons (meist Sportgoofy)
Er war der hochnäsige Snob, der Butler, der seinem Herren kaltlächelnd aus einer Hand den Kaffee einschenkt, während die andere das Arsenfläschchen in der Tasche verschwinden lässt. Mit diesem Timbre verkörperte er eisige Anwälte, fadenscheinige Politiker und hochnäsige Ärzte, stets mit einer selbstgeglaubten Allwissenheit über ihm ... also der Rolle ... schwebend.
Lothar Blumhagen studierte in seiner Geburtsstadt an der Hochschule für
Musik sowie der
Spätestens hier verstärkte sich seine Synchrontätigkeit immens. Wenn
auch nicht unbedingt auf regelmäßige Rollen fixiert (so in Magnum
als Higgins [RTL-SYNCHRO]), so hat er doch seit 1955 in über 600 Filmen synchronisiert.
Selbst seine Paraderolle Roger Moore war ihm nicht immer vergönnt. In den James Bond Filmen durfte Kollege Niels
Clausnitzer mit den Mädchen flirten. Die Bearbeitung zur Serie Simon Templar wiederum teilten sich die beiden.
(Dank an das DEFA Sternstunden Archiv) |
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