Donald Duck - Eine Ente wie Du und ich

Deutscher Kinostart: 23.11.1984 (20th Century Fox)
Laufzeit: 77 Minuten

Die Zusammenstellung des Films ist durch die vorliegende VHS-Ausgabe zum Film belegt.

Innerhalb vieler kurzer Ausschnitte diverser Cartoons wurden einige Kurzfilme nur leicht beschnitten gezeigt:
- Donald's Better Self (1938)
- Donald's Cousin Gus (1939)
- Soup's On (1948)
- Inferior Decorator (1948)
- Old Sequoia (1945)
- Donald's Dream Voice (1948)

Danach folgt ein musikalisches Medley. Der Inhalt wird weiter unten genauer aufgeschlüsselt.


(das offizielle Buch zum Film, Unipart-Verlag)

(Neues Film Programm Nr. 8195)

Das Forschen nach einem Original, parallelen VÖs anderer Länder und sicheren Quellen

In den frühen 80er Jahren hatte der Disney-Konzern längst aufgehört, größeren Aufwand in seine TV-Shows zu stecken. Statt sorgsam ein Thema zu beleuchten, Rahmenhandlungen zu erstellen und mit entsprechenden Cartoons auszuschmücken, konnten nun durch verstärkt digitale Techniken hübsch bunte Material-Kollagen zusammen gezaubert werden, für die man eifrig aus dem Fundus schöpfte. Wirklich neu Produziertes gab es dabei nur selten bis gar nicht zu sehen.
Horst Koblischek (Bild rechts), damaliger Disney-Marketing-Geschäftsführer Deutschlands, holte sich aus den USA die Erlaubnis, dieses Produktionsverfahren einmal in den deutschen Kinos auszutesten. Anlass dazu war wohl Donalds weltweit gefeierter 50. Geburtstag. Koblischek im Der Spiegel von 1984: "Wir erleben derzeit die absolute Renaissance von Donald Duck, und zwar worldwide." So entstand ein rein für den deutschen Markt produzierter und ausgelegter Film, der - wenn diese persönliche Bemerkung erlaubt ist - zum Glück ein Einzelfall blieb. Und obwohl der Mann hinzufügte: "Don't overdo it, wir müssen das Copyright nicht bis zum Letzten ausquetschen.", erschien natürlich sowohl das gleichnamige Buch als kurz darauf auch die entsprechende Videokassette zum Film, während Donalds Antlitz von Nutella-Gläsern und Dr. Oetker Eispackungen lächelte. Parallel dazu wurde der neu etablierte Sport-Goofy an Adidas verhökert ... aber ich schweife ab.

Dem damaligen Zeitgeschmack angemessen wurden für den Kinofilm zwei damalige Promis verpflichtet. Der eine war Frank Zander (Bild links), der sich damals mit seinen Blödel-Eskapaden einen Platz irgendwo zwischen Otto Waalkes und Didi Hallervorden erkämpft hatte. U.a. war er auch die zweite Asterix-Stimme. Zander führt während des Films durch das Programm. Dazu kam Dieter Thomas Heck, Moderator der beliebten ZDF-Hitparade. Buch und Dialogregie übernahm ein gewisser Jürgen Neu.
Am Ende ging die Rechnung jedoch nicht auf. Lediglich 166.000 Besucher taten sich den Spaß an; Donald Ducks Sommerzauber lockte trotz sommerlicher Temperaturen fünf Monate zuvor die doppelte Anzahl ins Kino. Im Vergleich konnte die Wiederaufführung von
Bernard & Bianca, die zeitgleich am 23.11. startete, 1,5 Millionen Kartenverkäufe verbuchen. Dies markierte wohl deutlich das Ende der Kompilationsfilme. Koblischek zog daraus die Konsequenzen und fokussierte nun verstärkt den immer größer werdenden Markt des Videoverleihs.


Film- und Synchronanalyse

Vorab: Ich werde hier jetzt nicht jeden kleinen Cartoonfetzen erwähnen, sondern lediglich jene, die es zumindest auf eine gewisse Spiellänge gebracht haben, sowie besonderes Material, das man kaum zu Gesicht bekommt.

Von den vielen zu sehenden Fragmenten wurden lediglich 10 synchronisiert, als da wären:

- How Donald Duck was made: Mit der Sequenz aus Donalds erster TV-Show startet nach ein paar kleineren Schnipseln der Film. Die Synchro ist nicht jene, die bereits in Donald Duck geht in die Luft zu sehen war. Die Stimmen wurden von mir bislang nicht analysiert.

- Donald's Better Self (nahezu ungekürzt): Im ersten nahezu vollständig gezeigtem Cartoon hört man Edeltraut Elsner und Frank Glaubrecht in den Rollen von Engel und Teufel. Das kuriose ist nun, dass auf der Verleih-VHS Donald - Ich bin der Größte (ebenfalls 1984) eine Fassung enthalten ist, in der ebenfalls Edeltraut Elsner zu hören ist - den Teufel spricht hier jedoch Jürgen Thormann.

- The Riveter (kurzer Ausschnitt): Arnold Marquis erklingt hier als Kater Karlo. Ungekürzt habe ich diese Fassung noch nirgendwo entdecken können.

- Donald's Nephews (kurzer Ausschnitt): Etwas elektronisch verfremdet sprechen Donalds Neffen deutsch. In den anschließenden Cartoons Good Scouts und Soup's on sind sie wieder nur im O-Ton zu hören.

- The New Neighbor (längerer Ausschnitt): Alle wichtigen Szenen mit Kater Karlo sind hier zu sehen/hören und auch hier spricht Arnold Marquis. Ungeschnitten ist diese Synchronfassung auf der VHS Alle Enten fertig los enthalten (ebenfalls 1984).

- Old Sequoia (nahezu ungekürzt): Donalds Chef (am Telefon) wurde bislang nicht identifiziert. Die beiden Biber verblieben im O-Ton.

- Donald's Dream Voice (nahezu ungekürzt): Daisy Duck wurde hier außer der Reihe von Susanna Bonasévicz gesprochen. Für Donald, nachdem er eine der Wunderpillen eingenommen hat, sprang Norbert Gescher ein. Die Kuh am Ende hat die Stimme von Ingo Osterloh. Auch hier gibt es eine parallele Fassung aus den 80ern mit Norbert Langer auf Donald, die ich leider (noch) nicht besitze.

- Dazu kommen drei kleinere Ausschnitte aus weiteren TV-Shows rund um Donald Duck. Joachim Nottke ist kurz zu hören als Walt Disney (am Telefon). Weitere Stimmen wurden nicht identifiziert.

Weiteres Material verblieb im O-Ton. Dazu gehören Ausschnitte aus Mickey's Fire Brigade, Magican Mickey, The Wise Little Hen, Don Donald, The Autograph Hound, Good Scouts, Hockey Champ, Out on a Limb, Chip an' Dale, einem Ausschnitt aus The Three Caballeros (englische Gesangsfassung) sowie die nahezu komplett gezeigten Cartoons Donald's Cousin Gus, Soup's On und Inferior Decorator.

Nun folgt eine von Dieter Thomas Heck moderierte "Hitparade" der Disney-Songs, für die sich der Mann in der ZDF-Kulisse seiner eigenen Sendung filmen ließ. Es handelt sich dabei um offizielle Lieder, die für diverse Disney-LPs aufgenommen wurden. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, den Songs hinterher zu recherchieren:

Platz 4: Der Astro-Song
Der Clip:  Im Film werden hier Trick-Ausschnitte aus der Disneyland-Show
Mars and Beyond gezeigt, die man als Sammler sonst nur auf der entsprechenden Treasure-DVD aus den USA zu sehen bekommt.
Der Song: Hierbei handelt es sich um den Titel
Vacuum Cleaner Hoses. Dahinter steckte das Duo Willio & Phillio, welches 1980 ein ganzes Album mit Disney-Songs aufnahm. Der LP-Titelsong Goin' Quackers geisterte in den 80er Jahren ebenfalls auf einigen VHS-Kassetten herum.

Platz 3: Bug-A-Boo
Der Clip: Zu sehen sind Ausschnitte aus dem alten Silly Symphony
Woodland Cafe.
Der Song:
Die schmissige Upbeat-Nummer, komponiert von Larry Croce, war auf dem Album Mousercise von 1982 zu hören, einem Auswuchs der damaligen Aerobic-Welle.

Platz 2: Disco Mickey
Der Clip: Hier wurden lediglich diverse Clips aus Micky Maus Cartoons verwendet.
Der Song
Mickey Mouse Disco war ein offizieller, aus diversem Material zusammen geschusterter Micky Maus Cartoon, der 1979 auf 16mm vertrieben wurde. Auf dem dazugehörigen Album gleichen Namens befanden sich u.a. Disco-Versionen bekannter Disney-Klassiker. Das ganze wurde von Jymn Magon produziert, wobei einige Songs, wie auch Disco Mickey, von ihm selbst geschrieben wurden. Magon wurde später Storyschreiber und Synchronsprecher für die Abteilung Walt Disney Television Animation.

Platz 1: Macho Duck
Der Clip: Hier ist der Cartoon
Mr. Duck Steps Out zu sehen, passgenau zum Song zurecht gekürzt.
Der Song: ... ist eine Parodie auf das nicht ganz so erfolgreiche Stück
Macho Man von den Village People, die in der Disco-Ära mit Y.M.C.A. und In The Navy Welterfolge hatten. Für die Verballhornung waren wieder Willio & Phillio verantwortlich. Auch dieser Song befindet sich auf dem Album Goin' Quackers.

Mit dem offiziellen Video zu Donald Geburtstagssong Happy, Happy Birthday to You (mehr dazu hier) schließt dann der Film.