Micky's Grösste Schau '78

Deutscher Kinostart: 30.6.1978 (20th Century Fox)
Laufzeit: 66 Minuten

Die Zusammenstellung des Films ist durch Pressematerial und eine adäquate VHS-Veröffentlichung bestätigt.

- The Whalers (1938)
- Lonesome Ghosts (1937)
- The Pointer (1939,
gekürzt)
- The Nifty Nineties (1941, gekürzt)
- und diverse Ausschnitte
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- Tugboat Mickey (1940)
- The Simple Things (1953)
- Mickey's Delayed Date (1947)
- Mickey's Trailer (1938)
- Mickey's Birthday Party (1942, gekürzt)


(alternatives Kinoplakat)

(Neues Film-Programm Nr. 7302)

Das Forschen nach einem Original, parallelen VÖs anderer Länder und sicheren Quellen

Mit einer Mickey Mouse Jubilee Show aka. Mickeys 50's wurde am 19.11.1978 im US-TV der 50. Geburtstag von Micky Maus gefeiert. Eigens dafür erstellte der experimentelle und später durch Magic Movie (1979) bekannt gewordene Regisseur Mike Jittlov die drei mit Stop-Motion-Szenen unterlegten Kurzfilme The Collector, Rat Race und Mouse Mania. Letzteren kann man auf der Kostbarkeiten-DVD Micky Maus im Glanz der Farbe 2 bewundern. Inhaltlich dreht es sich um den "Alltag" eines manischen Disney-Merch-Sammlers, der am Ende beim Psychiater landet. Alle drei Filmchen bringen es gerade mal auf eine Spielzeit von ca. 4:30 Minuten. Die Show selbst ist dann ein buntes Gebräu aus kurzen Schnipseln sowie halb und auch komplett gezeigten Cartoons rund um Micky. Der größte Teil der Show ging mehr für über 70 illustere Gäste drauf, die dem Mäuserich alles Gute wünschten, darunter Christopher Lee, Mel Brooks, James Stewart, Jodie Foster und sogar Kermit der Frosch. Unter dem Vertriebstitel Mickey Mouse Golden Jubilee Shorts Program kam die Geburtstagssause anschließend in die Kinos diverser Länder. Die Realhandlung sowie die Stop-Motion Filme wurden dafür jedoch wieder getilgt. Mit anderen Worten blieb von der Original-Sendung eigentlich kaum noch etwas übrig.


Szenen aus The Collector, Rat Race und Mouse Mania

Das, was nun im Kino zu sehen gewesen war, kann man im Grunde in zwei Teile spalten. Teil Eins ist die besagte Kollage aus verschiedenen Fragmenten, die grob Mickys Werdegang widerspiegelt, angefangen bei Steamboat Willie bis hin zu seinem Höhepunkt als Zauberlehrling in Fantasia. Dazwischen werden Lonesome Ghosts und The Whalers nahezu in voller Länge gezeigt. The Pointer und The Nifty Nineties sind dagegen stark beschnitten. Durch die Bilderflut führt als Erzähler Der Ton aus Fantasia, der sich am Anfang des Films persönlich vorstellt.

Nach Ende des Kollagen-Teils kündigt der Ton in "Teil 2" weitere Abenteuer mit Micky und seinen Freunden an. Es folgen fünf Cartoons, wobei es sich bei Mickey's Birthday Party wiederum nur um eine stark gekürzte Fassung handelt. Alle Filmchen werden durch eine animierte Titelkarte angekündigt, in der sich eine Silhouette von Micky um die eigene Achse dreht. Diese Neon Mickeys wurden zu jener Zeit u.a. in allen Heimvideo-Produkten der USA verwendet. Die deutschen Titel hier:

- Wasser hat keine Balken  (Tugboat Mickey)
- Ferien am Meer           (The Simple Things)
- Micky geht zur Party     (Mickey's Delayed Date)
- Gefährliche Reise        (Mickey's Trailer)
- Micky's Geburtstagsparty (Mickey's Birthday Party)

     

Offensichtlich war das Werbedesign für die internationale Vermarktung wohl noch in der Mache, als der Film zeitgerecht 1978 nach Deutschland kam. Aus Notgründen griff man darum wohl auf das Plakatdesign von Mickys 40stem Geburtstag zurück, das wiederum hierzulande damals gar nicht zur Anwendung kam. Das deutsche Alternativplakat ist, wie oben zu sehen, leider auch keine sonderliche Augenweide. Argentinien und Brasilien hatten (auch noch 1978) da schon ein besseres Motiv anzubieten. In den meisten anderen europäischen Ländern kam der Film erst ein Jahr später ins Kino und hatte nun ein nahezu identisches Plakatmotiv. Neben den unten aufgeführten Ländern soll laut IMDB auch Griechenland eine Aufführungen erlebt haben, die 1979 statt fand.

  
Die 78'er Plakate aus Argentinien (links) und Brasilien. Vermutlich wurde das rechte Motiv auch 1979 in Portugal verwendet.

     
   
v. links oben n. rechts unten.: Die Filmplakate aus Schweden, Frankreich, Belgien, Finnland, Dänemark, Italien und Spanien

VHS

Anfang der 80er Jahre kam der Film bei uns zunächst als Leih-, anschließend auch als Kaufkassette auf den Markt. Selbst hier bekleckerten sich die Verantwortlichen nicht gerade mit Ruhm. So wurde die Leihversion mit Micky's grösste Show (statt "Schau") betitelt, die spätere Kaufvariante kam zunächst als Happy Birthday Mickey in den Handel, bis eine spätere Auflage das englische E aus Mickey tilgte. Die entsprechenden Cover kann man sich auf Duckfilm.de anschauen.


Synchronanalyse

Die Erzählerrolle übernahm bei uns der damals inzwischen etablierte Disney-Off-Sprecher Friedrich Schoenfelder. Das dürfte dann allerdings wohl auch schon alles gewesen sein, was Studio Simoton, welches im Abspann genannt wird, explizit für diesen Film beisteuerte. Das Ganze ist offensichtlich nichts weiter als ein Gebräu aus damals bereits vorhandenen Cartoon-Synchros. Hübsch durcheinander erklingen sowohl Harry Wüstenhagen als auch Wilfried Herbst auf die Geburtstagsmaus. Im Detail:

Die Kollage:

- The Whalers: Eine Herbst/Duwner Synchro, die leider vollkommen dadurch verdorben wird, dass neben den erwähnten Schnitten Herr Schoenfelder hier quasi als Übersetzer für Donald Duck agiert, über dessen Geschnatter spricht und überhaut die ganze Handlung kommentiert. Frühere Kinoaufführungen erklangen bislang nur im O-Ton.

- Lonesome Ghosts: ... ist dann die klassische Fassung mit Wüstenhagen/Duwner, die schon 1970 im Kino gezeigt wurde.

- The Pointer: Auch hier liegt eine Wüstenhagen-Fassung vor, die durch die Schnitte leider nicht viel her gibt. Vermutlich gab/gibt es auch eine Komplettfassung mit Wüstenhagen, die ebenso vermutet einmal im TV lief.

- The Nifty Nineties: Das traurigste Filmstückchen der ganzen Kompilation - es ist komplett im O-Ton zu sehen. Nicht einmal Ward Kimball und Fred Moore als die zwei Vaudeville-Komiker wurden eingedeutscht. Wie üblich wurde auch hier das Mellodram Father Dear Father heraus getrennt.

- Am Ende der Fantasia-Szene wird noch Mickys Zusammentreffen mit Leopold Stokowski gezeigt. Hier hört man die Kinofassung von 1971 mit Harry Wüstenhagen und Helmut Heyne auf den Dirigenten.

Die Einzelcartoons:

- Tugboat Mickey: Die zweite Herbst/Duwner Synchro, daneben ist Toni Herbert als Radiostimme zu hören. Diese Fassung lief bereits 1971 im Kino.

- The Simple Things: ... ist dann wieder im O-Ton gehalten. Merkwürdig, dass einer der am häufigsten eingesetzten Micky Cartoons in der klassischen Zeit nie eine deutsche Bearbeitung bekommen hat.

- Mickey's Delayed Date: Mit Eva-Maria Werth auf Minnie ist dies die zweite Wilfried Herbst-Synchro, bei der mir zumindest kein früheres Kinorelease vorliegt.

- Mickey's Trailer: Selbes gilt dann für diesen Kandidaten, eine klassische Herbst/Duwner-Fassung, die ich aus der Erinnerung raus schon als kleiner Steppke im Fernsehprogramm wahr genommen hatte.

- Mickey's Bithday Party: ..und wie schon 1970 hat man es WIEDER hingekriegt, lediglich die zerschnippelte Synchronfassung mit dem Team Wüstenhagen/Duwner/Werth ans Ende zu klatschen. Was hatten die Verantwortlichen damals bloß gegen Goofys Backkünste, das eigentlich witzigste am ganzen Cartoon?

Mit ein paar Impressionen aus Disneyland und einem sich umarmenden Mäusepärchen schließt dann dieses eilig und lieblos zusammengeschusterte Mosaik.