Der Schnitzelbank
oder: Amis kennen nicht nur "Kindergarten", "Zeitgeist" und "Gesundheit"

Ist das nicht ein sausage meat? - ja, das ist ein sausage meat!
ist das nicht ein pigsen feet? - ja, das ist ein pigsen feet!
ist das gut für schweine stew? - das ist gut für schweine stew!
ist das nicht ein curlicue? - ja, das ist ein curlicue!

Roasted pork, glass of schnapps
ham and eggs, pork a-chops
pigsen feet, sausage meat
little pigs is good to eat


Vielleicht ist der ein oder andere Disney-Konsument schon einmal über den merkwürdig deutsch klingenden Song gestolpert, den Papa Wolf im Silly Symphony Three Little Wolves (1936) seinen drei Söhnen vorträllert. Wer Disney+ abonniert hat, kann sich dort das gute Stück ja mal im englischen O-Ton anhören. Kommt einem die Melodie irgendwie bekannt vor? Nun, wieder einmal handelt es sich um eine Variation der simplen Melodienfolge von Ah vous dirai je maman (siehe Abschnitt Festmusik), was eigentlich eher nebensächlich ist. Der Fokus soll hier auf das Frage- und Antwortspiel gelenkt werden, welches hier vollzogen wird.

Die Art und Weise, mit vorgezeigten Bildern oder Plakaten (Fachbegriff: Helgen) Geschichten bzw. Sachverhalte einem Publikum nahe zu bringen, geht zurück bis zu den Bänkelsängern des Mittelalters. Aus dieser Tradition heraus hat sich im deutschen Brauchtum des 19ten Jahrhunderts (vielleicht auch früher) ein lustiges Frage- und Antwortspiel entwickelt, das vereinzelt auch heute noch in der Schweiz und Südwestdeutschland zum Fastnachtbrauchtum gehört. Dank deutscher Einwanderer wird diese Tradition in Polen noch bei Hochzeiten gepflegt. Dabei ist DER(!) Schnitzelbank nicht der Name des Liedes, sondern die Bezeichnung der Liedform, ist also ein fester Terminus wie etwa der Kanon oder Choral.

Der vermutlich älteste schriftliche Hinweis geht auf eine deutsche Kinderliedersammlung von 1848 zurück. Um 1900 tauchte der Song nachweislich auch in den USA auf, wo er sich als humorvolles Lehrstück für Kinder durchsetzte, die damit prima Deutsch lernen konnten. Als Ei du schöne Schnitzelbank kamen in den 10er Jahren von diversen Gesangsquartetts Plattenaufnahmen in den Umlauf. Das Billboard-Magazin zählte alleine zwischen 1945 und 1962 mindestens 12 Songs auf, in denen zumindest das Wort selbst Verwendung fand, dazu kommen ca. 30 Einträge der Variation unter dem Namen Oh, you sweet one. Fabian Bade erstellte einst an der Universität Giessen eine Studie zu dem Phänomen und kam zum Schluss, dass das Lied in den USA erfolgreicher war und ist als sämtliche anderen deutschsprachigen Hits, die es bislang über den großen Teich schafften: Nena, Falco, Peter Schilling, etc. (Kraftwerk einmal ausgeschlossen, das ist eine andere Geschichte). Selbst Zeitungsanzeigen und das Reklamefernsehen bedienen sich immer wieder an dem Schnitzelbank; weswegen diese Burlesque in den gesamten Vereinigten Staaten bekannt ist, während hierzulande kaum jemand etwas damit anfangen kann.

 


Ja, das ist eine Schnitzelbank!

Für Groucho Marx gehörte der Song seit seinen Vaudeville-Zeiten (ab 1910) zum festen Repertoire.

Ist we not the Supermen?
Disneys The Führer's Face (1943)

Is this not a carving bench?
Cary Grant in Wedding Present (1936)

Yah, das ist ein Christmas Tree
sang Mel Blanc 1953

Zwei adrette Damen zeigen das Kult-gewordene Plakat von Mader's Restaurant aus Visconsin.
(zum Vergrößern bitte anklicken)

Rockin' rollin' Schnitzelbank
Bill Haley & His Comets (1958)

Ist das nicht ein classic nose?
Herman Munster nervt seinen Großvater (1965)

 Ist das nicht ein piece of chalk?
Die Animaniacs 1994

Ist das nicht ein Katze-Hut?
Dr. Seuss - The Cat in the Hat
(Chuck Jones, 1971)

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