Disney goes Latino
Als während des Zweiten Weltkrieges der europäische Markt wegbrach, machte Disney aus der Not eine Tugend und widmete einige seiner Projekte dem benachbarten Kontinent. Südamerika war selbstredend begeistert von dieser Möglichkeit, sich bei den US-Amerikanern bekannt zu machen und unterstützte Disney, so gut es konnte. So kam eine gewisse "Nachbarschafts-Propaganda" zustande. Aus ursprünglich geplanten Cartoons wurden dann die zwei abendfüllenden Filme Saludos Amigos (1943) und The Three Caballeros (1944) sowie eine "Rest-Sequenz" im Film Melody Time (1948). Wer heutzutage diese Werke anschaut und sich dafür begeistern kann, unterliegt mit Sicherheit auch der südamerikanischen Musik, die der Zuschauer hier geboten bekommt. Allerdings wird in den Streifen selbst nicht viel zu den einzelnen Songs gesagt. Hier werden sie deshalb einmal näher durchleuchtet. |
Titel: Saludos Amigos Komponist : Charles Wolcott spanischer Text : Edmundo Santos englischer Text : Ned Washington Film: Saludos Amigos |
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Eine Komposition aus der Disney-eigenen Songschmiede. | ||
Titel: Trists,
Chacarera, El Molambo,
El Pala Pala Komponist : Traditional Film: Saludos Amigos auch zu hören : Arroz con leche (Rice Pudding) (trad.) |
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Einige traditionelle Gesänge und Tänze Argentiniens. | ||
Titel: Escravos de Jó (Slaves
of Joe) Komponist : Traditional Film: Saludos Amigos |
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Ein brasilianisches Kinderlied (ein sogenanntes Cantiga de Roda), das hier zu einem Karnevalsong ummodelliert wurde. Cantigas de Roda sind vergleichbar mit deutschen Ringelrangelreihen-Liedern. Alle sitzen/stehen im Kreis, und bei jedem Takt wird ein Gegenstand weitergereicht. Wer einen Fehler macht, muss ausscheiden. | ||
Titel: Tico Tico No Fubá (Crown Sparrow in the Cornmeal) Komponist: Zequinha de Abreu (1880 - 1935) Textbearbeitung: Aloysio Oliveira & Ervin Drake Film: Saludos Amigos |
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José Gomes de Abreu, bekannt als
Zequinha de Abreu, gehörte zu den erfolgreichsten Songschreibern der modernen
brasilianischen Musik. Tico Tico no Fubá, seinen größten Hit, komponierte er 1917.
Später wurde er in den Staaten durch die Latino-Queen Carmen Miranda zum meist
aufgenommenen Stück der populären Musik Brasiliens weltweit. |
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Titel: Aquarela Do Brasil (Brazil) original Text: S.K. Russell portugiesischer & englischer Text: Aloysio Oliviera Komponist: Ary Evangelista Barroso (1903 - 1964) Film: Saludos Amigos |
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Ary Barroso war der populärste brasilianische Komponist der 40er und 50er Jahre. Walt Disney hörte das Lied bei einem Besuch in Brasilien 1941 und entschloss sich, den Titel in seinem Trickfilm einzubauen. Das brachte Barroso 1944 prompt eine Oscar-Nominierung ein. | ||
Titel: Na Baixa Do Sapateiro (Baia) Komponist: Ary Evangelista Barroso (1903 - 1964) englischer Text: Ray Gilbert Film: The Three Caballeros |
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Eine etwas frühere Komposition
Barrosos, die Disney verwendete, nachdem der Komponist es ablehnte, nach Hollywood zu
kommen, um für Disney zu arbeiten. Bahia ist übrigens ein Bundesstaat Brasiliens. Die US-Amerikaner schreiben in anscheinend ohne H, deshalb hier die zweigleisige Schreibweise. |
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Titel : Você Já Foi à Bahia ? (Have you ever been to Baia ?) Komponist : Dorival Caymmi (*1914) englische Textzeilen: Ray Gilbert Film: The Three Caballeros |
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Dorival Caymmi, ebenfalls ein famoser brasilianischer Komponist, galt lange Zeit als Rivale Barrosos. | ||
Titel: Os Quindins De Yayá (Angels may care) Komponist: Ary Evangelista Barroso Film: The Three Caballeros |
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Titel: Ay Jalisco No Te Rajes (Los Tres Caballeros) Komponist: Manuel Esperón (*1911) Original Text: Ernesto Cortezar englischer Text: Ray Gilbert Film: The Three Caballeros |
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Der erfolgverwöhnte Filmkomponist Manuel Esperón arbeitete zeitgleich für MGM und die Disney Studios. Er schrieb bis dato Musik für über 500 Filme; nahezu 300 seiner Werke wurden populäre Schlager. | ||
Titel: Mexico Komponist : Charles Wolcott spanischer Text: Edmundo Santos englischer Text: Ray Gilbert Film: The Three Caballeros |
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Titel: Jarabe
Pateño Komponist: Jonás Yeverino Cárdenas Film: The Three Caballeros |
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Eine der berühmtesten Kompositionen aus dem mexikanischen Bundesstaat Coahuila stammt aus dem Jahr 1900. | ||
Titel: Lilongo Komponist: Felipe "El Charro" Gil Film: The Three Caballeros |
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Ursprünglich interpretiert 1938 von Felipe Gil y Sus Caporales. | ||
Titel: Solamente Una Vez (You belong to my heart) Komponist: Augustín Lara (1897 - 1970) englischer Text: Ray Gilbert Film: The Three Caballeros |
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Laras Musik wurde durch die populäre Tanz- und Jazzmusik der 30er und 40er Jahre beeinflusst. Viele seiner Kompositionen waren in mexikanischen und amerikanischen Filmen seiner Zeit zu hören. Eine Radiostation in Monterrey stellt seine Werke noch heute in einem stündlichen Nachtprogramm vor und seine Heimatstadt Vera Cruz errichtete ihm zu Ehren eine Gedenkstatue. | ||
Titel: Zandunga Komponist: Traditional Film: The Three Caballeros |
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Zandunga ist die inoffizielle Hymne des Isthmus von Tehuantepec im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Die Melodie stammt vermutlich aus Andalusien und wurde von Andres Gutierrez neu arrangiert. Den Text dazu schrieb Máximo Ramó Ortiz im Jahr 1853. | ||
Titel : Jesusita En Chihuahua (Cactus-Polka) Komponist : Quirino Mendoza y Cortés Film: The Three Caballeros |
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Quirino Mendoza y Cortés schrieb einige der beliebtesten Volksweisen Mexikos, unter anderem auch Cielito Lindo, das im Donald Duck Cartoon Don Donald verwendet wurde. | ||
Titel: Apanhei-te Cavaquinho (Brazilian Rhapsody) Komponist : Ernesto Nazareth (1863 - 1934) / Baldomán Film : Melody Time - Sequenz : Blame it on the Samba |
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Auf Nazareths Konto gehen rund 300 Piano-Werke, darunter 100 Tangos. Niemand machte diesen Tanz so populär wie der in Rio de Janeiro geborene Komponist. |
Mexico | Escravos de Jó |
You belong to my heart | |
Im Cartoon Pluto's Blue Note (1947) erklingen einige Songs aus Disneys Latino-Filmen. Als Hund Pluto herausfindet, dass mit Hilfe seines Schwanzes die Töne vom Plattenspielers in seinem Mund wandern, foppt er die weibliche Hundeschar mit einer kleinen Playback-Session. Der wahre Sänger von You belong to my heart war in diesem Fall John Woodbury. Erfolgreich war in den USA eine Fassung von Bing Crosby. |